{"id":869,"date":"2020-04-18T12:04:00","date_gmt":"2020-04-18T12:04:00","guid":{"rendered":"http:\/\/doktorpeng.lifeisadobbitsch.de\/?p=857"},"modified":"2020-05-12T20:29:12","modified_gmt":"2020-05-12T20:29:12","slug":"star-wars-the-force-awakens-ein-hoch-auf-die-tradition","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/star-wars-the-force-awakens-ein-hoch-auf-die-tradition\/","title":{"rendered":"Star Wars: The Force Awakens \u2013 Ein Hoch auf die Tradition!"},"content":{"rendered":"\n

Das Jahr 2015 war vielleicht das blockbusterreichste der Filmgeschichte: <\/strong>James Bond<\/em><\/strong>, <\/strong>Jurassic Park<\/em><\/strong>, <\/strong>Terminator<\/em><\/strong>, <\/strong>Avengers<\/em><\/strong>, <\/strong>Mad Max<\/em><\/strong> und noch eine Bazillion weiterer Streifen eroberten die Leinw\u00e4nde dieser Welt und erschufen, verst\u00e4rkten oder vernichteten ganze Fangemeinschaften. Doch das gr\u00f6\u00dfte Filmereignis des Jahres steht uns erst noch bevor und l\u00e4uft nun endlich in den Kinos an: <\/strong>Star Wars<\/em><\/strong> ist zur\u00fcck! Die (Fan)Welt zittert. Kann ausgerechnet Disney mit einem neuen Regisseur und ganz ohne George Lucas der Saga zum alten Glanz verhelfen oder wiederholt sich das <\/strong>Episode 1-<\/em><\/strong>Dilemma der zerschmetterten Hoffnungen?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Mein Verh\u00e4ltnis zu den Star Wars<\/em> Filmen ist die gleiche wie das von vielen anderen: als kleines Kind sah ich Star Wars: Eine Neue Hoffnung<\/em> (damals hie\u00df Star Wars<\/em> au\u00dferdem noch Krieg der Sterne<\/em>) und es war das erste Mal, dass meine Passion f\u00fcr Filme wirklich entfacht wurde. George Lucas gelang mit seiner urspr\u00fcnglichen Trilogie ein kleiner Geniestreich: er bediente sich breit aus dem Schmelztiegel der Kulturen und verarbeitete Einfl\u00fcsse von Western, Samurai-Film, M\u00e4rchenfilm, Science Fiction und noch viel mehr. Er baute die klassischste aller Handlungen auf und mischte alles so zusammen, dass es sich neu anf\u00fchlte. Die Art und Weise, wie all diese Elemente verwoben waren, wie sie zum Leben erweckt wurden, mit wie viel Finesse und Detailtreue gearbeitet wurde \u2013 all dies erschuf eine Filmreihe, die uns einerseits das wohlige Gef\u00fchl des Altbekannten gab aber auch den brennenden Impuls einer neuen Welt, die wir entdeckten konnten und die uns zum Staunen brachte.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Meine Leidenschaft f\u00fcr seine Welt ist \u00fcber die Jahre abgek\u00fchlt, aber dennoch sch\u00e4tze ich die alten Filme noch sehr und runzele \u00fcber die neuen (ausgenommen Die Rache der Sith<\/em>) wie viele andere meine Stirn. Als ich im Kino sa\u00df um Das Erwachen der Macht<\/em> anzuschauen gab es also eine gewisse Distanz zwischen mir und dem Krieg der Sterne<\/em>-Universum und meine Erwartungshaltung war gespannt ohne euphorisch zu sein.<\/p>\n\n\n\n

Doch alte Liebe rostet nicht.<\/strong> Denn als das Licht ausging, der Schriftzug \u201eEs war einmal\u2026\u201c verblasste und aus dem Dunkeln mit altbekannter Musik der Schriftzug \u201eStar Wars\u201c Richtung Sternenhimmel flog war ich kurz wieder das Kind, das Staunen wollte.<\/p>\n\n\n\n

Die erste Entscheidung, die getroffen wurde ist direkt ein cleverer Schachzug: die Handlung setzt 30 Jahre nach Die R\u00fcckkehr der Jedi-Ritter<\/em> an, der selbst vor 32 Jahren in den Kinos lief. Nicht nur k\u00f6nnen also die alten Darsteller ohne Logikl\u00f6cher reaktiviert werden, es wird auch mit unseren Erinnerungen gespielt. Wir als Zuschauer denken an unser erstes Star Wars<\/em> Erlebnis mit der gleichen Sehnsucht und Nostalgie zur\u00fcck, mit der die Figuren im Film sich die alten Zeiten sehnen und raunend \u00fcber die Legenden vom letzten Jedi-Ritter und dem Fall Darth Vaders sprechen. Eine simple Strategie, um alte Zuschauer gn\u00e4dig zu stimmen ohne neue zu verlieren.<\/strong> Im Lauftext werden wir sogar mit einem wirklich cleveren Mysterium konfrontiert, dessen L\u00f6sung wir rein intuitiv wissen wollen und das uns die Abwesenheit einiger Figuren auf geschickte Weise versch\u00f6nert. Mehr sei \u00fcber die Geschichte an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel: Star Wars<\/em> Neulinge werden zuweilen gro\u00dfe M\u00fche haben, der Handlung zu folgen.<\/p>\n\n\n\n

Ein wichtiger Themenkomplex im neuen Star Wars<\/em> Film ist die Familie und die Tradition. Mehr noch als in den alten Teilen fragen sich Figuren, wo sie herkommen und welches Erbe sie antreten wollen, k\u00f6nnen und m\u00fcssen. Sind wir dazu verdammt die Ebenbilder unserer Vorfahren zu sein, oder m\u00fcssen wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen, auch wenn uns dazu manchmal der Mut fehlt? Solche oder \u00e4hnliche Gedanken muss sich auch Regisseur J. J. Abrams gemacht haben, als er dieses Projekt in Angriff nahm. Welchen Vorbildern darf ich folgen und was darf ich neues probieren ohne mein Erbe zu verraten?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Es gibt einige feine Neuerungen, denn im Gegensatz zur gedankenschweren Welt der Jedi-Ritter aus den Prequels, ist der Buddy-Humor (teilweise vielleicht etwas zu stark) zur\u00fcckgekehrt. Es sind Figuren mit schnellen Mundwerk, mit denen man Spa\u00df am Abenteuer hat: allesamt symphatisch, clever und spannend. Die Kr\u00f6nung ist jedoch die gro\u00dfartige Newcomerin Daisy Ridley, die uns eine weibliche Hauptrolle spendiert, wie man sie sich besser kaum w\u00fcnschen kann.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Doch ein Gro\u00dfteil des Films bleibt der Tradition verhaftet. Abrams, das sp\u00fcrt man, ist Star Wars-<\/em>Fan gewesen, ehe er Star Wars<\/em>-Regisseur wurde. Man zweifelt nicht daran, dass er einen Film macht, wie er ihn sich selbst als Zuschauer gew\u00fcnscht h\u00e4tte und man merkt, dass er die Materie schon lange kennt und sicherlich f\u00fcr seine Mammutaufgabe hier nochmal v\u00f6llig neu studiert hat. Daf\u00fcr stellt er sogar seinen eigenen Look mit Lensflares und Wackelkamera zur\u00fcck und bildet stattdessen Lucas (und teilweise auch Spielbergs) Bildsprache nach, um eine uns vertraute Galaxis zu erschaffen.<\/p>\n\n\n\n

Vielleicht zu vertraut.<\/strong> Denn so sehr man sich auch in die Welt fallen lassen m\u00f6chte, f\u00e4llt einem doch ein Trend des Re-Brandings schnell ins Auge. Wir haben einen neuen W\u00fcstenplaneten, aber nennen ihn nicht Tatooine, wir haben etwas, das wir nicht Todesstern nennen, jemanden, den wir nicht Imperator nennen und eine Bar, die nicht Mos Eisley hei\u00dft. Ein junger Mensch, der auf einem Sandplaneten festsitzt und sich nach mehr sehnt, findet einen quirligen Roboter, der wichtige Pl\u00e4ne f\u00fcr die Rebellion (pardon, die Resistance) in sich tr\u00e4gt. Klingt vertraut? Wo hier die Hommage aufh\u00f6rt und das Recycling anf\u00e4ngt, ist eine gute Frage. Doch zumindest versteht es Abrams seine gr\u00f6\u00dften Tr\u00fcmpfe richtig auszuspielen, denn die Frequenz und die Art der Auftritte von alten Bekannten und die wirklichen Referenzen an die urspr\u00fcnglichen Teile sind oft ideal gesetzt. Nur selten geht eine Referenz zu weit und nur ein oder zwei Mal muss man etwas mit den Z\u00e4hnen knirschen, weil die Selbstironie  sich doch nicht zur\u00fcckhalten konnte. Abgesehen von diesen kleinen Fehltritten wird den Fans in fast jeder Hinischt mit vorauseilendem Gehorsam gen\u00fcge getan.<\/p>\n\n\n\n

Das Resultat ist ein Star Wars<\/em><\/strong> Film, der in der Theorie alle Punkte trifft, die man auf seine Wunschliste schreiben w\u00fcrde: wir haben die exotischen Planeten, die \u00fcbergro\u00dfen Monster, die fremdartigen Aliens, die Weltraumaction, die Lichtschwertduelle, die Macht, den Mythos\u2026 aber leider nicht immer die Magie.<\/strong> Wie bei vielen seiner Filme wei\u00df Abrams genau, was er erz\u00e4hlen muss und wann er es erz\u00e4hlen muss, aber manchmal fehlt das Wie<\/em>. Man w\u00fcnscht sich gr\u00f6\u00dfere Auftritte und Abg\u00e4nge und etwas mehr Majest\u00e4t und Grandeur, damit die wichtigen Momente sich so anf\u00fchlen, wie sie gemeint sind.<\/p>\n\n\n\n

Wenn ich an Das Imperium schl\u00e4gt zur\u00fcck<\/em> denke, freue ich mich auf die Schlacht auf Hoth, Dagobah und das finale Duell zwischen Luke und Vader. Bei Eine Neue Hoffnung<\/em> Liebe ich Mos Eisley und das Finale. Sogar bei den Prequels finde ich immer wieder einzelne Momente, denen ich entgegenfiebere. Doch <\/strong>The Force Awakens<\/em><\/strong> setzt keine gro\u00dfen Akzente<\/strong>, sondern erz\u00e4hlt stattdessen eine kontinuierlich starke Geschichte, die sehr rund und organisch ist, ohne dass man \u00fcber gro\u00dfe Passagen einzelne Augenblicke positiv oder negativ hervorheben k\u00f6nnte.<\/p>\n\n\n\n

Zumindest bis es ins Finale geht, denn pl\u00f6tzlich \u00f6ffnet sich ein Abgrund, der die sch\u00f6nste Tugend und den schlimmsten Fehltritt des Films direkt gegen\u00fcberstellt. Ein gro\u00dfes Hindernis der Prequels war es immer, eine Geschichte spannend zu erz\u00e4hlen, von der wir wissen, wo sie enden muss. Wir konnten ahnen mit welchen Figuren was passieren muss, damit alles dort hinf\u00fchrt, wo die alten Teile ankn\u00fcpfen. Die Sequels haben diese Fu\u00dffessel nicht und dankenswerter Weise vollf\u00fchrt The Force Awakens<\/em> immer wieder einige kluge Winkelz\u00fcge um diese St\u00e4rke auszuspielen. Der Film entscheidet selbst, welche Figuren er einf\u00fchrt und was mit ihnen geschieht. Er verheizt sie nicht, sondern nutzt sie weise.<\/p>\n\n\n\n

Doch gerade, wenn man Gefallen an diesen Gedanken findet und sich darauf einl\u00e4sst, kommt der altbekannter Action-Overload. Es wirkt, als ob der Film seiner eigenen Handlung stellenweise doch nicht vertraut, als ob er das Gef\u00fchl hat, dass die Leute durch Emotionen und Charakterbildung irritiert sein k\u00f6nnten, wenn man nicht ganz schnell noch etwas gro\u00df in die Luft jagt. Und dieses fehlende Vertrauen in den Zuschauer, dass uns Explosionen statt Emotionen zeigt, wird dem Film sp\u00e4testens dann zum Verh\u00e4ngnis, als er seinen st\u00e4rksten Handlungsstrang gegen seinen Schw\u00e4chsten ausspielen will und sich damit selbst auf die F\u00fc\u00dfe tritt.<\/p>\n\n\n\n

Man k\u00f6nnte alles etwas entzerren, allem etwas mehr Raum zum atmen lassen, aber trotzdem bleibt der gro\u00dfe Gesamteindruck ein positiver: uns wird ein routiniert umgesetzter Science-Fiction-Bombast mit vielen kleinen Schw\u00e4chen aber ohne gro\u00dfe M\u00e4ngel pr\u00e4sentiert, der sich seine Laufzeit nicht anmerken l\u00e4sst und Lust auf mehr macht und noch viel Kl\u00e4rungsbedarf f\u00fcr die unz\u00e4hligen R\u00e4tsel, die er aufgibt bereit stellt.<\/p>\n\n\n\n

In der originalen Trilogie, in einer Szene ganz ohne Explosion, nutzt Luke Skywalker zum ersten Mal die Macht und wird von Obi-Wan mit den Worten gelobt:  \u201eDu hast den Schritt in eine gr\u00f6\u00dfere Welt getan.\u201c Genau so f\u00fchlt sich Das Erwachen der Macht <\/em>an. Wie ein erster Schritt in eine neue, gr\u00f6\u00dfere Welt, in der es viele M\u00f6glichkeiten gibt, die noch nicht komplett genutzt wurden. Zwar konnte der Film mich nicht komplett in das staunende Kind zur\u00fcckzuverwandeln, dass ich einst war, aber dennoch bin ich mehr als gespannt, was diese Welt f\u00fcr uns in Zukunft noch alles zu bieten hat.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Der Anfang vom Ende und der Beginn einer neuen Star Wars Generation.<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_seopress_robots_primary_cat":"","_seopress_titles_title":"","_seopress_titles_desc":"","_seopress_robots_index":"","footnotes":""},"categories":[9],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/869"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=869"}],"version-history":[{"count":2,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/869\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":1049,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/869\/revisions\/1049"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=869"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=869"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=869"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}