{"id":875,"date":"2020-04-12T12:05:00","date_gmt":"2020-04-12T12:05:00","guid":{"rendered":"http:\/\/doktorpeng.lifeisadobbitsch.de\/?p=869"},"modified":"2020-05-12T20:33:28","modified_gmt":"2020-05-12T20:33:28","slug":"warcraft-the-beginning-orks-sind-auch-nur-menschen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/warcraft-the-beginning-orks-sind-auch-nur-menschen\/","title":{"rendered":"Warcraft: The Beginning \u2013 Orks sind auch nur Menschen!"},"content":{"rendered":"\n

Warcraft, <\/em><\/strong>oder:<\/strong> Wie der Ork seine Farbe bekam<\/em><\/strong>, kann sich zwei Troph\u00e4en auf den Kaminsims stellen. Zum einen ist es die mit Abstand beste Videospielverfilmung, die es jemals gab und zum anderen ist es neben der <\/strong>Herr der Ringe<\/em><\/strong> Trilogie einer der besten Fantasyfilme unserer Zeit. Da beide Messlatten allerdings erstaunlich tief liegen und die Konkurrenz Filme wie <\/strong>Mortal Kombat<\/em><\/strong> und <\/strong>Eragon<\/em><\/strong> sind, hat das nicht viel zu bedeuten.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

 W\u00fcrde man heutzutage Goldl\u00f6ckchen und die 3 B\u00e4ren<\/em> verfilmen, w\u00e4re es eine Trilogie, die auch die tragische Originstory jedes B\u00e4ren erz\u00e4hlt und genug Nebenhandlungen aufmacht um ein Sequel zu garantieren oder zumindest ein Crossover mit Schneewei\u00dfchen und Rosenrot<\/em> zu erm\u00f6glichen.<\/p>\n\n\n\n

Sicherlich ist Warcraft: The Beginning<\/em> ein reicheres Universum als das von Goldl\u00f6ckchen, aber das Problem ist ein \u00e4hnliches: anstatt eine gute Geschichte zu erz\u00e4hlen, muss es eine gro\u00dfe sein.<\/strong> Und dort beginnt der Untergang der Orkenlandes.<\/p>\n\n\n\n

Als Neuling in der Welt von Warcraft<\/em> verbringe ich das erste Viertel des Films damit, nicht ganz hinterher zu kommen. Ich muss erst verstehen, wie Magie funktioniert, was ein W\u00e4chter so macht und wie die Zwerge zu den Menschen stehen.<\/p>\n\n\n\n

Der Film setzt Vorwissen voraus, denn schlie\u00dflich ist die erfolgreiche Warcraft<\/em>-Videospielserie, die als Echtzeitstrategie anfing und mittlerweile zum Behemoth im MMORPG-Bereich geworden ist, ein fester Bestandteil der westlichen Gamer-Kultur. Die Ereignisse im Film lehnen sich an den ersten Teil der Serie an: In der magischen Welt von Azeroth beginnt der Haussegen schief zu h\u00e4ngen, als die Menschen das erste Mal auf Orcs treffen. Diese verlassen ihre sterbende Heimatwelt und beginnen die fremden Reiche zu verw\u00fcsten.<\/p>\n\n\n\n

Die Welt ist dicht, was ihren Mythos angeht; es gibt die Schmieden der Zwerge, die hohen T\u00fcrme der Magier, mystische Zirkel und die dunkle Magie der Orks. All das ist unglaublich detailverliebt in Szene gesetzt und die vielen Artworks des Videospielentwicklers Blizzard wurden pixelgenau auf die Leinwand gebracht.<\/p>\n\n\n\n

Ganz pers\u00f6nlich habe ich ein Problem mit dem Look des Filmes, denn es sieht mir zu sehr nach einer langen Schnittsequenz des zugrundeliegenden Videospiels aus. W\u00e4hrend bei Herr der Ringe<\/em> noch Masken und Modelle im Mix waren, ist Warcraft<\/em> n\u00e4mlich modernes Effektkino, und das entsteht komplett am Computer. Erschwerend kommt hinzu, dass viele der Darsteller eher wie Hipster auf einer Cosplay-Convention aussehen. Zu jung, zu glatt, zu h\u00fcbsch, ein Haufen b\u00e4rtiger, fescher M\u00e4nner, deren Gesichter keine Zeichnung haben und somit perfekt in die CGI-Umgebung passen.<\/strong> Erst hier merkt man, was man an Ian McKellen und Christopher Lee in Herr der Ringe<\/em> wirklich hatte.<\/p>\n\n\n\n

Doch kaum dass es gelingt ein Gef\u00fchl daf\u00fcr zu entwickeln, wie die Warcraft<\/em> Welt aufgebaut ist, wie sie atmet, wird man mit so vielen Figuren bombardiert, dass man zu keiner eine echte Verbindung aufbauen kann. Und hier beginnt wahrlich das verschenkte Potential des Filmes.<\/p>\n\n\n\n

Denn auf dem Papier passiert vieles was dramatisch und tragisch ist. Aber das was Game of Thrones<\/em> in zwei bis drei Staffeln inszeniert, soll hier in knapp hundertzwanzig Minuten passieren, und verkommt dadurch zum Lippenbekenntnis. Ein alter Verb\u00fcndeter wird zum Verr\u00e4ter und mich kratzt es kaum. Liebende werden auseinander gerissen und es ist mir egal. Ein junger Mann erkennt seine wahren F\u00e4higkeiten und rettet den Tag und ich kann mich kaum an seinen Namen erinnern.<\/strong> Dass der Held Lothar hei\u00dft, wei\u00df ich noch, aber auch \u00fcber den k\u00f6nnte ich keine zwei S\u00e4tze sagen. Damit die Figuren dann doch noch etwas Profil bekommen, kriegt jeder hier und dort einen bedeutungsschwangeren Monolog \u00fcber seine eigene, von Leiden durchzogene Backstory, bei dem die Musik ins unertr\u00e4gliche anschwillt um die Schwere des Augenblicks zu unterstreichen.<\/p>\n\n\n\n

Es k\u00f6nnte alles so einfach sein, denn ein unheimlich solider Ansatz ist vorhanden: die Orks werden vermenschlicht. Sie treten sogar als Protagonisten auf. Die ersten Szenen zeigen die liebevolle Beziehung eines orkischen Clanf\u00fchreres zu seiner schwangeren Frau, seine Sorgen um ihre Zukunft in dieser sterbenden Welt. Die einzige Hoffnung ist ein Magier, dessen Magie allerdings vom Leben anderer gespeist wird. Mit anderen Worten: man muss ein Volk t\u00f6ten um das eigene zu erhalten. Dazu kommt noch ein Ehrenkodex und die Weltansicht, dass das Leben ein st\u00e4ndiger Krieg ist und die einzige L\u00f6sung f\u00fcr alle Probleme dieser Welt ein Kampf ist. Das sind spannende und facettenreiche Figuren mit unglaublichem Potential f\u00fcr moralische Konflikte und Dilemmata. H\u00e4tte man sich darauf konzentriert, w\u00e4re es vielleicht ein glorreicher Film geworden, aber man begr\u00e4bt sie unter hundert anderen Storyb\u00f6gen.<\/p>\n\n\n\n

Das Sch\u00f6ne an der F\u00fclle von Warcrafts<\/em><\/strong> Wurzeln sollte doch sein, dass es Potential zum Epos als auch zum Figurendrama hat.<\/strong> Die Version auf der Leinwand scheint aber in beiden Betten schlafen zu wollen: es f\u00fchlt sich an, als liefe der Film im Fast-Forward Modus und m\u00fcsste eigentlich doppelt so lang oder vielleicht sogar seine eigene Trilogie sein um sein Gewicht zu tragen. Andererseits will er aber in seiner K\u00fcrze eine abgeschlossene Geschichte erz\u00e4hlen und dr\u00fcckt einem Wendepunkte und Hintergrundgeschichte unbeholfen in den Kopf, ohne dass ein emotionaler Impact sp\u00fcrbar ist.<\/p>\n\n\n\n

Es gibt nichts gegen epische Geschichten einzuwenden, aber manchmal muss man in seine eigene Gr\u00f6\u00dfe erst reinwachsen.<\/strong> Warum nicht einfach mal die mutige Entscheidung treffen, mit einer kleinen Flamme zu beginnen? Die sch\u00f6nsten fantastischen Geschichten sind simple Abenteuer, die aber dennoch voller Tragik und Spannung stecken k\u00f6nnen. Gerade das m\u00fcsste doch die Tugend des Regisseurs Duncan Jones sein, der mit seinem Regiedeb\u00fct Moon <\/em>ein fesselndes Ein-Mann-Kammerspiel abgeliefert hat. Mit Epik, aber ohne Bombast.<\/p>\n\n\n\n

In den ersten zehn Minuten wird mir genau ein solcher Film versprochen; eine Geschichte \u00fcber einen Orkh\u00e4uptling und dessen Bestreben seinen Clan zu sch\u00fctzen. Doch der Grund, warum diese Story bis ins unkenntliche verdickt wird, der Grund warum all die neuen Handlungen ins Spiel kommen und der Grund warum Warcraft<\/em> kein Moon<\/em> ist, liegt mehr als deutlich auf der Hand. Die Community m\u00f6chte ihre Lieblingsorte und Figuren sehen. Wie Fototouristen auf einer billigen Europareise klappern wir mit dem Schnellbus alle Sehensw\u00fcrdigkeiten und Promis ab, um kurz einen Blick zu erhaschen und dann weiterzurasen und oft \u201eWOW!\u201c zu schreien.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Duncan Jones ist Regisseur und Warcraf<\/em>t-Fan, und hat letzterem die \u00dcberhand gewinnen lassen. Wenn man den Film also nicht f\u00fcr sich, sondern als Fan-Produkt sieht, ist er durchaus gelungen. Denn er ist nicht f\u00fcr mich gemacht, sondern f\u00fcr eine Community, die ihn zweifelsohne feiern wird. Ein solides Fantasyspektakel ist es, eine Videospieladaption, wie es sie noch nicht gab, zwei Stunden Fanservice f\u00fcr alle Gamer und sogar ein Kinobesuch, der mir etwas Spa\u00df machte. Nur ein richtig guter Film, das ist es eben nicht. Daf\u00fcr ist er zu gro\u00df und doch fehlt ihm die Gr\u00f6\u00dfe.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Endlich eine gute Computerspielverfilmung? …jein.<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_seopress_robots_primary_cat":"","_seopress_titles_title":"","_seopress_titles_desc":"","_seopress_robots_index":"","footnotes":""},"categories":[9],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/875"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=875"}],"version-history":[{"count":3,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/875\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":1055,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/875\/revisions\/1055"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=875"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=875"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.lifeisadobbitsch.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=875"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}